Jaco Pastorius Jaco Pastorius

Jaco Pastorius hat den Fretless-E-Bass geboren, zwei Aspekte machen sein Bassspiel einzigartig: Seine spieltechnische Prägnanz, mit der er auch in tiefen Lagen Töne erklingen lässt, die bei anderen nur "bum" oder "plonk" machen, und sein portamento-Spiel, mit dem er den fretless bass wie ein Saxophon klingen lassen kann. Charakteristisch für diese beiden Aspekte und zugleich bahnbrechend für seine Bedeutung in der Basswelt ist seine Interpretation von Charlie Parkers "Donna Lee", erschienen 1976 auf seinem ersten Soloalbum "Jaco Pastorius". "Da tauchte ein junger Musiker mit einem Fretless-E-Bass auf und spielte, einzig unterstützt von Don Alias an den Congas den Charlie-Parker-Tune als Opener" (Gitarre&Bass 4/2005). 
"Jaco Pastorius jagt mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Eleganz durch diese zweieinhalb Minuten Bebop, und dabei übernimmt er die Phrasierung des Saxophons mit ihren Triolen und Quartolen, wobei er, weil er nur einen Perkussionisten zur Unterstützung hat, in seiner Melodieführung auch noch die Harmoniewechsel zum Ausdruck bringen muss." (Steinfeld)

 

Jaco PastoriusJaco Pastorius wurde am 1.12.1951 im Staat Pennsylvania als Kind einer Finnin und eines Schlagzeugers und Sängers geboren. Er wuchs in der Stadt Fort Lauderdale auf, wo er auch im Alter von 35 Jahren unter tragischen Umständen starb. Er begann mit 15 Jahren Bassgitarre zu spielen. Zuvor war ihm absichtlich das linke Handgelenk beim Football gebrochen worden, sodass er sein ursprüngliches Instrument, das Schlagzeug, nicht mehr ausüben konnte. Dieser Vorfall steht beispielhaft für seinen weiteren Lebensweg, da seine Persönlichkeit zwischen Genie und Wahnsinn schwankte. Nachdem Jaco Pastorius Bassgitarre zu spielen begann, "war das Instrument nicht mehr dasselbe" (Steinfeld). Er machte den E-Bass, der ursprünglich reine Begleitfunktion hatte, zu einem Akkord- und Melodieinstrument. Von seinem Fender Jazz Bass (Bj. 1962) entfernte er die Messingstäbe aus dem Griffbrett, füllte die Fugen mit Holzkitt und versiegelte das Griffbrett angeblich mit 10 Schichten Bootslack.

 

Im Alter von 26 Jahren befand er sich bereits auf dem Zenit seines Ruhmes, als er mit der Band "Weather Report" (Wayne Shorter, Joe Zawinul) das Album "Black Market" aufnahm. Er nahm mit Weather Report sechs Alben auf und tourte in der ganzen Welt. Allerdings wurde er in Begleitung dieser Band zum Alkoholiker, später folgte Kokain. Das zweite Soloalbum von Jaco Pastorius ("Word of Mouth", 1980) und seine Japan-Tournee mit eigener Band im Jahre 1982 markieren den Abstieg des Genies zum Wahnsinn. So wurde er 1982 einerseits wiederholt zum besten Bassisten und Jazzer des Jahres gewählt, andererseits warf er seinen Bass vor Hiroshima ins Meer. Er wurde 1986 in die Psychiatrie eingeliefert mit der Diagnose manisch-depressiven Verhaltens und starb am 21.09.1987 nach einer Prügelei mit dem Türsteher einer Vorstadtbar in Fort Lauderdale.

Quellen: Steinfeld, Thomas: Der Furchtlose. In: FAZ Nov./Dez. 1995. Schott, Raoul: Das Geheimnis jenseits des Klangs. Wer war Jaco Pastorius? FAZ v. 15.8.1998. Gitarre&Bass, Ausgabe 4/2005.
(Details über Jaco Pastorius finden sich in der 1995 erschienenen Biographie: Milkowski, Bill: Jaco. The Extraordinary and Tragic Life of Jaco Pastorius. Miller Freeman Publishers. San Francisco 1995)

Fotos: CD Jaco Pastorius, EPIC-LEGACY, 1976